Einen ersten Vorgeschmack auf das am 7. September in Forst (Lausitz) stattfindende „Steamrose“ Zeitreise-Festival bekommen derzeit Gäste des Rosengartens im dortigen Besucherzentrum vermittelt. Am vergangenen Freitag eröffneten Festival-Organisator Dirk Ruhbach und die Forster Bürgermeisterin Simone Taubenek (parteilos) eine Kunstausstellung, die Lust und Neugier auf den Veranstaltungshöhepunkt im zweiten Halbjahr 2019 machen soll.
Mit Sekt, gesponsert von Gudrun Keckel (Fa. System Reinigung Forst), und Musik aus dem Leierkasten von Ingrid Ebert wurden die ersten Ausstellungsbesucher empfangen. Neben zahlreichen originell verkleideten Fans der Steampunk-Szene waren auch die Forster Rosenkönigin Stephanie II. sowie Vertreter der Senioren-Universität aus der polnischen Partnerstadt Lubsko zur Eröffnung erschienen. Die Begrüßungsreden wurden dafür ins Polnische übersetzt.
Simone Taubenek betonte noch einmal das Alleinstellungsmerkmal des Festivals für die gesamte Region und lobte das Engagement der Organisatoren: „Immer mehr Forster sind in das Projekt involviert und mit dem Festival-Fieber angesteckt.“ Auch wenn zeitgleich in Forst ein Bischofstreffen mit etwa 600 Teilnehmern stattfindet und viele Steampunker stilecht mit Säbel- oder Dolchrepliken anreisen, werde von den Behörden auf die Sicherheit der Besucher geachtet, damit diese „ein richtig geiles Festival genießen können „, so Simone Taubenek. Sie hoffe auf viele Besucher der Ausstellung, die sich Anregungen zum 7. September holen und hoffentlich später auch zum Fest kommen.
Dirk Ruhbach verkündete in seiner launigen Begrüßung die „eigentliche Wahrheit“ des Festivals. Im 19. Jahrhundert seien die ersten Boten auf eine Zeitreise ins Heute geschickt worden. Jahrelang verhielten sich die Zeitreisenden ruhig, doch vor 15 Jahren stellte man fest, daß nun die Zeit reif, sich zu zeigen. Und weil die Deutschen vor allem für Ämter und Behörden bekannt sind, habe man vor wenigen Wochen als erste Handlung in Forst das „Amt für Ætherangelegenheiten“ der Niederlausitz eröffnet. Ein wenig Furcht einflößend und mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht war dann schließlich auch sein Schlußwort: „Es wird nicht nur ein Festival, es wird eine Invasion!“.
Viele Unterstützer haben die Ausstellung mit ihren Leihgaben erst möglich gemacht. So wurden die Schaupuppen für die Kostüme von Günter Andreck vom Verein „Bündnis Noßdorf – Tradition und Zukunft“ bereitgestellt. Die Blumenarrangements stellte Gartenbau und Baumschule Engwicht zur Verfügung, die Infotafeln stammen von der Steampunk-Band „Drachenflug“. Die ausgestellten Objekte, Maschinen und Kostüme kommen größtenteils aus den Beständen der Initiatoren der Ausstellung. Alles sei handgemacht oder selbst genäht, verraten Chris und Dirk Ruhbach. Und so warten viele Ausstellungsstücke mit originellen und überraschenden Details auf, die sich dem Betrachter erst auf den zweiten oder dritten Blick erschließen: Ein Korsett eines Frauenkostüms besteht aus Hunderten winzigen Zahnrädern, die ineinander verwoben wurden. Daß die in der Raummitte bereitgestellten Sitzmöbel im früheren Leben einmal Fahrradteile waren, erkennt man erst bei genauerem Betrachten. Ganz Mutige trauten sich sogar, in eine Springfalle zu greifen und wurden vom (unblutigen) Ergebnis überrascht.
Größtes Ausstellungsstück ist ein Endzeit-Motorrad, „welches von einer Zeitreise aus dem Jahr 2069“ mitgebracht wurde, wie Besitzer Michael Zabel alias Freiherr von Bienitz aus Dolzig bei Leipzig erklärt. Über 1 Jahr lang schraubte er an einem S 50 – Moped, baute einen Fahrradanhänger als Seitenwagen an, stattete das Fahrzeug mit einer Mini-Bar und einer simulierten Laserkanone aus. „Das Fahrzeug ist voll funktionstüchtig und fahrbereit!“, verrät der stolze Besitzer.
Die mechanische Papageiendame Marie Antoinette begrüßte im strengen Beamtenton im eigens für die Ausstellung eingerichteten „Amt für Ætherangelegenheiten“ mit einem krächzenden „Der Nächste, bitte!“ die Besucher. Auch neue Stempel für den Zeitreisepaß sind hier erhältlich.
Im magischen Bilderrahmen gibt es Bewegtbilder, viele kleine Kästchen und Dosen versprechen geheimnisvolle Inhalte. Einen kurzen Ausschnitt aus dem Videofilm, der auf das Festival hinweisen soll und der kürzlich in Forst gedreht wurde, gibt es in einer Ecke der Ausstellung zu sehen.
Umrahmt wird die Kunstausstellung von faszinierenden Fotos des Cottbuser Fotografen Jörg Friebe. Er hat reale Menschen fotografiert und per Computer in eine Fantasywelt eingefügt. Das Endergebnis beeindruckt mit einer ungewöhnlichen Farbbrillanz und Vielfalt an Stimmungen. „Ich schaue mir die Leute an, die ich fotografiere, und lasse mir von ihnen erzählen: wie sieht ihre Welt aus? Darauf aufbauend montiere ich die Personen, unterstützt mit anderen Details, in vorgefertigte Landschaften.“, erklärt der Fotokünstler seine Arbeitstechnik. Aus 50 -80 einzelnen, manchmal noch so kleinen Motiven entsteht in 1-2 Monaten das endgültige Foto. „Ich will beim Betrachter des Bildes das Kopfkino in Gang setzen!“
Es ist eine kleine Welt voller wundersame Dinge, die es im Besucherzentrum zu entdecken gibt. Geöffnet ist die Ausstellung bis zum 11. Juni täglich zu den regulären Öffnungszeiten des Rosengartens. Der Eintritt ist frei.
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