„Es lohnt sich zu träumen!“ – Deutsch-Polnische Absprachen zur neuen Neißebrücke

v.l.n.r.: Ingo Paeschke, Heike Korittke, Czesław Fiedorowicz, Simone Taubenek, Juliusz Dudziak, Dolmetscher

Am 12. September fand im Forster Rathaus ein gemeinsames Treffen für eine innerstädtische Straßenverbindung (Brücke) über die Neiße, die Forst (Lausitz) mit Brody / Zasieki verbinden soll, statt. An dieser Beratung nahmen die Bürgermeisterin und Vertreter der Stadt Forst (Lausitz), der amtierende Bürgermeister aus Brody und Vertreter sowie Vertreter der Landkreise Spree-Neiße und Zary, Vertreter der Wojewodschaft Lubuskie und der Euroregion Spree-Neiße-Bober teil.

Eine Zusammenfassung der gemeinsamen Absprachen fand im Rahmen eines Pressegespräches bei einem Vor-Ort-Termin an der Langen Brücke statt.

Die Forster Bürgermeisterin Simone Taubenek sprach von einer unendlichen Geschichte. Viele Anläufe für eine innerörtliche Verbindung über die Neiße gab es bisher. Grundlage, um überhaupt planen zu können, ist die Aufnahme des Brückenbaus in ein deutsch-polnisches Brückenabkommen. Die Stadtverordnetenversammlung stimmte mehrheitlich zu, die Stadt zu beauftragen, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, deren Ergebnisse nun vorgestellt wurden. Es gäbe den Wunsch und Interesse nach einer Brücke, jedoch auch unterschiedliche Auffassungen auf deutscher und polnischer Seite. Forst habe mit einer Brücke die Chance auf mehr Tourismus.

Simone Taubenek berichtete aus ihr zugetragener Rückmeldungen, daß eine Brücke bei Workshops auf Bundesebene vorderste Priorität genieße.

„Wir müssen auch die Bürger beider Seiten mit einbinden, um Vorbehalte abzubauen!“ Die Beratung zur Brücke betrachtet die Bürgermeisterin als gute Basis für weitere Beratungen, da sich die Teilnehmer allesamt pro einer neuen Brücke ausgesprochen hätten.

Der amtierende Bürgermeister von Brody, Juliusz Dudziak, bestätigte seine Vorrednerin. „Eine neue Brücke fördert den Tourismus!“ Er verwies auf das auf deutscher Seite gut ausgebaute Radwegenetz sowie das Forster Freibad, welches zunehmend ein Anziehungspunkt für polnische Bürger sei. Dudziak erklärte auch, daß die polnische Seite kein Interesse an einer kommerziellen Nutzung habe.
Auch auf polnischer Seite gebe es mehr Anhänger für eine neue Brücke über die Neiße als Gegner.

Der Vorsitzende der Forster Stadtverordnetenversammlung Ingo Paeschke bezeichnete den geplanten Brückenschlag als Investition in die Zukunft, der das Zusammenleben diesseits und jenseits der Neiße stärke.

Czesław Fiedorowicz, Präsident der Euroregion Spree-Neiße-Bober, danke den beiden Bürgermeistern aus Forst (Lausitz) und Brody und betonte dann: „Ich bin seit 30 Jahren Präsident der Euroregion. In dieser Zeit wurde 8 neue Grenzübergänge zwischen Polen und Deutschland eröffnet. Bei jedem Bau gab es Bedenken! Und doch ist die Bilanz positiv!“ Forst sei für die Polen immer attraktiver, vor allem im Tourismus. „Es lohnt sich zu träumen!“

Heike Korittke, Verwaltungsvorstand für Bauen, gab schon einmal einen Ausblick auf die nun folgenden Schritte. Die Lange Brücke habe sich als der am besten geeignete Standort aus der Machbarkeitsstudie erwiesen. Historische und örtliche Belange seien hier berücksichtigt. Erfolgen müssen nun noch die Prüfung denkmalrechtlicher Bestimmungen. Bei der Gesamtplanung des Projektes kann auf bereits erfolgte und bestehende Planungen zurückgegriffen werden.

Für die neue Brückenverbindung ist „motorisierter Individualverkehr“ vorgesehen, wie es im Amtsdeutsch heißt. Der Fuß- und Radverkehr soll später über die Mühlenstraße direkt ins Stadtzentrum geführt werden. Autos werden über den Innenstadtring (Straße am Haag – Rüdiger-Straße – Kirchstraße) auf die Bundesstraße 112 abgeleitet. Auch der ÖPNV soll Forst mit der polnischen Seite verbinden.

Der Flächennutzungsplan auf polnischer Seite sieht vor, daß der ehemalige Walter-Rathenau-Platz wieder mit Leben gefüllt werden soll. Das Ensemble mit dem Tuchmacherbrunnen und den markanten Laternen soll wieder ertüchtigt werden. Man erhoffe sich auch die Entstehung von kleinen Läden und Wohnbebauung entlang der ehemaligen Langen Straße.

Im Forster Haushalt 2024 sind bereits Mittel für weitere Vorplanungen eingestellt. Die Baukosten inkl. Planung, Verkehrsanbindung und Brückenbau veranschlagt die Stadt Forst (Lausitz) mit 12,3 Millionen Euro bei einer geplanten Bauzeit von 30 Monaten. Derzeit gäbe es jedoch noch kein geeignetes Förderprogramm.

Heike Korittke machte zugleich auch Hoffnung: „Vorausgesetzt, alle nun folgenden Schritte laufen optimal, das Regierungsabkommen wird unterschrieben, die Förderung kommt wie geplant, die Planungen und Bauausführungen gehen ohne Zeitverzug über die Bühne, dann könnte im günstigsten Fall in 6 Jahren die neue Brücke eingeweiht werden!“

Czesław Fiedorowicz rechnet dagegen anders: „Nur noch 1 Wahlperiode!“

Aus einem Traum könnte also bald Wirklichkeit werden…

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