Einfach machen und nicht quatschen – so das Motto zweier Lehrer an der Gutenberg-Oberschule in Forst (L.), die gerne die Eigeninitiative ergreifen, damit das Lernen mehr Spaß macht. Doch es geht nicht ohne die Einbindung von Schülern und deren Eltern. Die beiden Geografielehrer Matthias Beier und Olaf Ihlo haben sich in Zusammenarbeit mit einem Elternteil Gedanken über die Verschönerung des Erdkunderaumes gemacht. „Herr Pfennig von der Firma FORwerk sah bei einem Tag der offenen Tür die zum Teil unattraktive Ausgestaltung der Klassenräume und bot spontan an, bei einer Verschönerung zu helfen.“, sagt Olaf Ihlo. Nach vielen Vorarbeiten und Absprachen entstand schließlich eine riesige stabile Wandtafel mit einer darauf abgebildeten Weltkarte. Bestehend aus 4 kleineren Platten ergibt sich eine Gesamtgröße von 5 x 2,5 Metern. Die riesige Weltkarte prangt seit Ende März an der Rückseite des Klassenzimmers. Angebracht haben die Platten die Lehrer zusammen mit dem Hausmeister. Zuvor wurde der Klassenraum noch gemalert.
„Wir waren uns anfangs nicht einig, was auf die Tafeln drauf soll. Ich war für eine geologische Darstellung der Erde mit den natürlichen Gegebenheiten, mein Kollege wollte eine Karte mit politischer Gliederung.“, erinnert sich Olaf Ihlo. Letztendlich entstand ein Kompromiss, mit dem beide Lehrer bestens einverstanden sind. Die 4 magnetischen Platten zeigen die Erde, wie man sie aus großer Höhe wahrnimmt – mit Gebirgszügen, Flüssen, Wüsten und Seen. Auf 8 kleinen Magnettafeln sind die Kontinente in ihrer politischen Gliederung abgebildet, dazu gibt es Daten zu den wichtigsten Merkmalen des Kontinents wie Fläche, bekannteste Gewässer usw. Angedeutete Pin-Nadeln auf der großen Weltkarte werden auf den kleineren Tafeln weitergehend erklärt. Viele Möglichkeiten für eine abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung bieten sich nun den Geografiekundelehrern. Dabei orientieren sich die Daten auf den Platten am Erdkunde-Lehrstoff. So behandelt jede Klassenstufe im Schuljahr einen Kontinent, die vier größten Kontinente sind praktischerweise auf jeweils einer Platte abgebildet. Für die Foto-Darstellung der Erde auf den Platten wurde eine Lizenz gekauft.
Matthias Beier und Olaf Ihlo sind stolz auf ihr neuestes Lehrmittel. „Die gesamte Tafel, so wie sie hier im Klassenraum hängt, dürfte ein Unikat sein.“, sagt Matthias Beier. Als nach dem Anbringen der Tafeln Fotos in die sozialen Medien gestellt wurden, war die Resonanz nur positiv. Und das nicht nur in Forst, sondern auch überregional. Sogar die polnische Partnerschule zeigte sich begeistert.
Die neue Wandkarte ist nur ein Puzzleteil bei der Neuausstattung mit Unterrichtsmaterialien. Besonders an der digitalen Infrastruktur mangelt es noch immer. So fehlen in den meisten Klassenräumen der Gutenberg-Oberschule digitale Tafeln. Noch immer muß der gute alte „Polylux“ herhalten, wenn es darum geht, begleitende Unterrichtsmaterialien an die Wand zu projizieren. Damit die Schüler mit Freude zur Schule gehen können, müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen. Hinzu kommt, daß Olaf Ihlo und Matthias Beier auch gegen das immer noch in den Forster Köpfen vorherrschende negative Image der „Bahnhofschule“ angehen wollen. Unterstützung erhoffen sie sich dabei auch von der Stadt und den Stadtverordneten. Matthias Beier appelliert deshalb auch an die politisch Verantwortlichen in der Stadt: „Die Gutenberg-Oberschule ist die einzige weiterführende Oberschule der Stadt Forst. Unsere Schüler sind die Zukunft für unsere Stadt. Viele Firmen und Betriebe bemängeln, daß es zu wenig Fachkräfte gibt. Wir schaffen die Grundlage für die Zukunft unserer Schüler und damit auch die Zukunft für Forst. Wir sollten uns nicht nur über Millionen für ein Museum, Radrennbahn, grüne Mitte und einer maroden Villa unterhalten, sondern insbesondere mehr Gedanken über unsere Jugend und deren optimale Ausbildung machen!“
Zumindest der Erdkunderaum mit der imposanten Weltkarte dürfte nun ein zusätzlicher Grund sein, daß der Unterricht wieder mehr Spaß macht.
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