Neue Wandgemälde verschönern die Innenstadt

„Ein sehr schönes Bild – nur wer weiß, wie lange die so schön sind?“ – Diesen Satz hat der Künstler Maik Enge in den vergangenen Tagen öfters von vorbei laufenden Passanten gehört. Im Durchgang von der Ladenzeile in der Berliner Straße zur Uferstraße gestaltete er zwei neue Wandbilder mit Bezug zu Forst.

Der Durchgang wird seit Jahren ständig beschmiert und muss regelmäßig vom Eigentümer, der Forster Wohnungsbaugesellschaft, kosten- und zeitintensiv überstrichen werden. Eine dauerhafte Gestaltung war deshalb schon lange angedacht. In Gesprächen mit dem Fachbereich Stadtentwicklung und dem Stadtteilmanagement entstand die Idee zur jetzigen Gestaltung.

Entworfen hat die beiden Wandgemälde die Senftenbergerin Lydia Tengler. Die gelernte Mediengestalterin, die auch in der Künstlergruppe „Ravenchild“ aktiv ist, wollte mit ihren Motiven einen Schnittpunkt zwischen Forst und dem Steampunk, der in Forst sehr verbreitet ist, finden. So zeigt das Wandgemälde „Riss in der Zeit“ das sagenumwobene Luftschiff „Corvus Flamma“. Mittels einer angedeuteten Strickleiter kann der Betrachter virtuell im Luftschiff Platz nehmen.

Das zweite Wandbild zeigt u.a. den Forster Wasserturm. Platanen und eine Bank symbolisieren die grüne Stadt, die Dampfmaschine ist eine Reminiszenz an das Steamrose Zeitreise Festival. Auch hier lädt die Bank in 3D-Optik zum Platznehmen, z.B. als Foto-Hintergrund, ein, „Da ich keine Forsterin bin, musste ich die genauen Motive erst einmal recherchieren!“, berichtet Lydia Tengler. So war die Vorlage für den Wasserturm ein Foto des Forster Fotografen Patrick Lucia. Die Dampfmaschine entdeckte Lydia Tengler beim Dresdner Stadtfest und das Luftschiff „Corvus Flamma“ ist eine Erfindung und gleichzeitig das Flaggschiff der Luftschiff-Piraten von „Ravenchild“.

An die Wand gebracht hat die Entwürfe der Werbemaler Maik Enge. Der gebürtige Cottbuser lebt aktuell in Nordrhein-Westfalen und arbeitet freiberuflich. In Forst hat er u.a. bereits die Litfaßsäule am Wasserturm-Kreisel, die Bücherbox in der Uferstraße und mehrere Trafo-Häuschen mit seinen Bildern verschönert. Den Begriff „Graffiti-Künstler“ benutzt er nicht so gerne. „Graffiti ist so negativ besetzt und wird häufig mit Schmierereien in Verbindung gebracht.“ Die Leute werfen aus seiner Erfahrung in Bezug auf Graffiti die Begriffe Kunst und Vandalismus in den gleichen Topf. Auch hier im Durchgang herrschte anfangs Skepsis, weiß Maik Enge zu berichten. „Doch mit zunehmenden Fortschritt und Erkennbarkeit der Motive kamen immer öfter lobende Worte von den Passanten.“

Bis die beiden Wandgemälde ihren Platz an der Hausfassade gefunden haben, vergingen einige Tage. Zunächst wurden Lydias Entwürfe mittels Beamer an die Fassade gestrahlt, um die Umrisse der Motive zu markieren. Bei den Bildmaßen von 4,20m x 3,20m plus einer 80cm breiten Umrahmung, dargestellt durch einen roten Vorhang, ist eine Freihand-Malerei schwierig umzusetzen. Hinzu kommt, dass ältere Schmierereien mehrmals übersprüht werden mussten, damit sie nicht durch die neuen Farben durchschimmern. Rund 25 Stunden benötigte Maik Enge, bis beide Gemälde fertig gesprüht wurden. Circa 30 -40 Farbdosen mit Nitro-Lack aus dem Fachhandel wurden dabei verarbeitet.

Die Stadt Forst (Lausitz) hat die Fassadengestaltung mit Mitteln der Städtebauförderung und aus dem lokalen Verfügungsfonds unterstützt. „Wir hoffen natürlich, dass die Gemälde sauber und dauerhaft sichtbar bleiben. Das Thema Forst und Steamrose ist sehr gut gewählt. Gleichzeitig sollen die beiden Bilder der Auftakt für weitere Initiativen sein, die in nächster Zeit in Angriff genommen werden sollen.“, sagt Christina Rennhak vom Fachbereich Stadtentwicklung. Es gäbe noch einige gestaltbare Objekte, damit die historische Stadtmitte wieder besser erkennbar wird.

Mit dem Ergebnis der Fassaden-Gestaltung ist auch der Gebäude-Eigentümer, die Forster Wohnungsbaugesellschaft, sehr zufrieden. „Wir werden in den nächsten Tagen die restlichen Arbeiten wie z.B. die Beseitigung der Schmierereien im Umfeld der Wandbilder erledigen!“, kündigt Monique Aldermann von der FWG an.

Bei allen Beteiligten schwingt die Hoffnung mit, dass der Pessimismus bei den Betrachtern, wie lange wohl die Bilder so ansehnlich bleiben werden, unangebracht ist. Schließlich gibt es da noch einen Ehrenkodex unter Sprayern, dass man nicht die Bilder des Vorgängers übersprüht oder mit eigenen Kritzeleien verunstaltet.

© für die Wandmotive: Lydia Tengler / Maik Enge

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