Klassische Trompeten-Musik, ungewöhnliche Klänge, schiefe Töne und witzige Kommentare dazu – der Mix, den die gut 150 Zuschauer am 28. Juli 2019 an den Großen Wasserspielen im Rosengarten zu hören bekamen, hätte nicht bunter sein können. Eiligst organisierte Parkleiter Stefan Palm noch ein paar Sitzbänke, damit jeder einen guten Platz finden konnte für ein Mittagskonzert, das es so noch nie im Rosengarten zu hören gab. „Aufgeweckte Klänge“ lautete das Motto des Rosengarten-Sonntags für den Monat Juli, bei dem Gartenkunst mit Musik verknüpft werden sollte.
Eingeladen wurden mit Conrad und Claudius Wecke zwei Brüder, die auf ungewöhnlichen Instrumenten Klänge erzeugen. „Die Idee entstand zum 60. Geburtstag unserer Mutter. Wir wollten ihr ein ganz besonderes Ständchen bringen.“, sagt Conrad Wecke. Richtige Premiere hatte das ungewöhnliche Programm 2016 bei der Eröffnung der Pückler-Kunstausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn. Seitdem ist es ein Selbstläufer geworden „und macht ausnahmslos immer noch Spaß.“, wie Conrad Wecke feststellt. Den Wunsch, im Forster Rosengarten einmal damit aufzutreten, hatte sein Bruder Claudius und rannte damit bei Stefan Palm offene Türen ein.
Mit dem Prelude des „Te Deum“ in D-Dur von Marc-Antoine Charpentier, vielen Zuhörern besser als „Eurovisions-Hymne“ in Erinnerung, eröffneten die beiden Trompeter Conrad und Claudius Wecke das Konzert, auf das viele Besucher neugierig gemacht wurden, wurden doch im Vorfeld ungewöhnliche Instrumente und Programmpunkte angekündigt. Und es dauerte auch nicht lange, bis sich die beiden Musiker ihren schwarzen Smokings entledigten und in Gärtner-Arbeitskleidung dastanden. „Ich hätte gerne einen Arbeitseinsatz gemacht, doch das ist hier im Forster Rosengarten nicht nötig, der ist tadellos in Schuß!“, befand Claudius Wecke. Im Hauptberuf ist Claudius Wecke Parkleiter des Fürst-Pückler-Parks Branitz und „sieht – na ja – bis auf den Hut, verdammt gut aus“, wie sein Bruder empfand. Dieser ist Solotrompeter der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz.
Schon beim zweiten Titel, der Ouvertüre zu Händels Wassermusik, war Schluß mit klassischen Instrumenten. Ein Wasserschlauch mit angeschraubtem Einfülltrichter ersetzte die Blech-Trompete. Und fast ungläubig staunten die Besucher, als sogar Töne aus der „Schlauchtrompete“ kamen.
Es wurde mit der Zeit immer skurriler – zum Puhdys-Hit „Alt wie ein Baum“ funktionierte Claudius Wecke Spaten, mehrere Wassereimer und einen Zement-Mischtrog als Schlagzeug um. Mit einer Gartenkralle „streichelte“ er die Eimer rhythmisch zum Lied „The girl from Ipanema“, vom Instrumentalist frei übersetzt als „Girl vom Unternehmer“. Nicht umsonst adelte Conrad seinen Bruder als „1. Gartenschlagzeuger der Welt“.
Auch das Publikum durfte fleißig mit einstimmen. „Der Mörder ist immer der Gärtner“ wurde textsicher mitgesungen, auch wenn am Ende nicht der Gärtner, sondern der Trompeter der Mörder ist.
Für die Freunde der Volksmusik erklang die „Garten-Polka“ von Ernst Mosch, stilecht auf der Gießkanne „007 mit der Lizenz zum Musikmachen“ geblasen. Selbst der japanische Knöterich, in vielen Gärten als Unkraut nicht gern gesehen, eignet sich immerhin noch als Musikinstrument: ein Mundstück an einem Ende eingesetzt und fertig ist die Knöterich-Fanfare. Zum Beweis erklang die von Volker Wörrlein komponierte „Fürst Pückler Fanfare“, ein eigens dem Grünen Fürsten gewidmetes Musikstück, ursprünglich für Pücklers Jagdhornbläser gedacht.
Händels Wassermusik nahmen die beiden Brüder wörtlich und tauchten während des Spielens ihre Trompeten in mit Wasser gefüllte Behälter. Beim „GartengeBEAT“, einer Eigenkomposition, rappte Conrad Wecke, während das Publikum rhythmisch winkte. Und bevor es zum großen Finale überging, wurde das gesamte Auditorium zu einem Orchester. Die „Rausch-Animation“ wurde begleitet vom Klappern der Schlüsselbünde der Besucher, dem Klang schnell gewedelter Flyer, verteilten Tröten und Rasseln und Claudius Weckes Gartenschlagzeug.
Das allseits bekannte Intro zu Deep Purples „Smoke on the water“ kann man auch auf der Sense spielen, wie Claudius Wecke bewies. Stürmischer Applaus und „Zugabe“-Rufe waren die Folge. „Der Sensenmann sollte nicht das letzte Bild sein, das Ihnen vom heutigen Tag in Erinnerung bleibt, deshalb gibt es die gewünschte Zugabe“, verkündete Conrad Wecke zum Abschluß, nicht ohne ein weiteres neu kreiertes Instrument vorzustellen: Opas gute alte Friedhofs-Vase. „Der Opa kann sich nicht mehr wehren!“, stellte Conrad fest.
Mit „Muß i denn zum Städtele hinaus“ verabschiedeten sich zwei wahre Virtuosen auf den Garteninstrumenten. Als kleinen Dank erhielten sie aus den Händen der Forster Rosenkönigin Laura I. die lange gewünschte Ausgabe von „Bieberstein und Schwanenschatz“ mit den Abenteuern der beiden Bademeusel. Stefan Palm hatte hingegen den Wunsch, daß der Vater Claudius seinen Kindern die Geschichten der beiden Mäuse so oft vorliest, bis die Kinder jedes Wochenende den Rosengarten besichtigen wollen. Und falls das nicht klappt, ging sein Wunsch an die beiden Musiker, daß dieses Konzert nicht das letzte gewesen sei und irgendwann noch einmal wiederholt wird.
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